- Der Horch 14-17 PS aus dem Jahr 1904 wird zum Automobiltag mit komplettem Kutschenaufbau gezeigt. (c) Sebastian Willnow/ dpa
Automobiles Freiluftmuseum in Zwickau mit erstem Horch
Im August-Horch-Museum wird die Automobilgeschichte Zwickaus lebendig. Am Sonntag wird die Stadt zur Ausstellungsfläche. Mit dabei ist ein besonderes Stück.Wenn sich Zwickaus Innenstadt am Sonntag (10.00 Uhr) in ein großes automobiles Freiluftmuseum verwandelt, darf ein ganz besonderes Unikat nicht fehlen - der erste von Autopionier August Horch in Zwickau produzierte Wagen. Am originalgetreuen Nachbau des Wagens von 1904 - dem Gründungsjahr von Horchs Autofabrik und damit Grundstein der Automobilbautradition Zwickaus - arbeiten seit mehr als sechs Jahren ehemalige Autokonstrukteure, Entwickler und Fertigungsmitarbeiter. Nun berichtet Bernd Czekalla vom Förderverein des August-Horch-Museums stolz: „Wir können den Horch 14 - 17 PS Tonneau nun endlich mit komplettem Kutschenaufbau zeigen.“ Beim Automobiltag im Rahmen des 900. Stadtgeburtstags sollen 114 Jahre Zwickauer Fahrzeugbau unter anderem mit 250 Oldtimern lebendig werden. Modelle von Horch, Audi, DKW und Auto Union sowie das DDR-Kultauto Trabant werden neben aktuellen Entwicklungen von Volkswagen und der Westsächsischen Hochschule Zwickau zu sehen sein. Für die Horch-Fans um Vereinschef Czekalla ist die Vorstellung ihres Nachbaus am Sonntag ein gewaltiger Schritt in Richtung Zielgerade. Die erste Baustufe mit Fahrgestell, Motorumhausung, Kühler, Achsen und Rädern steht seit der Erweiterung des August-Horch-Museums im vergangenen Jahr gleich am Eingang der 6500 Quadratmeter umfassenden Dauerausstellung. Was bislang aber noch fehlte, waren der Kutschenaufbau und der Antriebsstrang.Nun ziert das historische Auto eine elegant anmutende Karosserie in heller Birke auf einem Eschengestell. Sechs Wochen lang arbeitete Stellmacher Peter Piela aus Burkhartsdorf (Erzgebirgskreis) an dem Nachbau, der sich bis ins letzte Detail an das Original hält, wie Czekalla verrät. „Die kurvigen Bereiche wurden in alter Handwerkskunst geklötzelt, das heißt, es wurden 25 mal 25 Millimeter große und etwa 3 Millimeter starke Klötzchen aufgeleimt.“ Diese geben demnach der gebogenen Holzbeplankung für die nächste Jahrzehnte dauerhafte Formstabilität.Von Massenproduktion konnte zu Beginn des Automobilbaus nicht die Rede sein: Im Gründungsjahr produzierte Horch gerade einmal 21 Stück des Typs 14 - 17 PS. Ein Jahr später folgten 31 weitere Fahrzeuge mit Viertakt-Benzinmotor und einer Höchstgeschwindigkeit von 65 Stundenkilometern. Der Wagen zeige noch den Übergang von der Kutsche zum Auto und zahlreiche Komponenten, die später verschwanden, so Czekalla. „Wir wollen für die Nachwelt damit ein Fahrzeug schaffen, das es so sonst nicht mehr zu sehen gibt.“Als nächstes soll der Kutschenaufbau eine alte Pinsellackierung erhalten. Am Sonntag bekommt der Förderverein zudem eine Spende eines Automobilzulieferers für die Polsterung der Sitzbank. Bis Ende des Jahres wollen die 15 Auto-Enthusiasten im Alter zwischen 65 und 88 Jahren, die zum Teil noch unter Horch selbst arbeiteten, den Antriebsstrang in Angriff nehmen. Was dann noch fehlt, ist der Motor. Deshalb wird der Horch 14 - 17 PS zur Ausstellung per Anhänger vom Museum zum Zwickauer Hauptmarkt rollen müssen. Doch in etwa zwei Jahren, so Czekallas Prognose, soll der erste in Zwickau produzierte Horch dann tatsächlich selbstständig fahren. (dpa)
