- So sieht das "neue" Klavier im Hauptbahnhof aus. Es steht zwischen den Gleisen 1 und 2.
- Das Piano wurde von allen Seiten bunt bemalt.
- Jeder ist eingeladen, in die Tasten zu "hauen".
- Hier im Leipziger Hauptbahnhof steht das Klavier.
Darum steht im Leipziger Hauptbahnhof jetzt ein buntes Klavier
Aktion „Piano-Bombing“ zieht nach Leipzig und Halle
Musik trifft Straßenkunst: Seit Kurzem steht vor den Rolltreppen zu den Gleisen 1 und 2 im Leipziger Hauptbahnhof ein farbenfroh gestaltetes Klavier, das jeder spielen darf. Mit einer musikalischen Eröffnung durch Samuel Rösch, den ehemaligen Gewinner von The Voice of Germany (2018er-Staffel), feierte das sogenannte „Piano-Bombing“ jetzt Premiere in Leipzig – und auch in Halle.
Das Kunstwerk wurde von der Künstlerin Toni-Morgenstern gestaltet. Sie verlieh dem Instrument mit bunten Graffiti-Elementen neues Leben.
Von Hannover in die Republik
Ein Klavier stellte die Freundesgruppe damals in Hannover auf. Heute ist aus dem Projekt ein gemeinnütziger Verein geworden, der bereits in Berlin, Wiesbaden und Potsdam für Aufsehen sorgte.
„Vor zweieinhalb Jahren haben wir unser erstes Klavier aufgestellt – und von da an wurde das Ganze immer und immer größer“, erzählt Daniel Pflieger, einer der Gründer. Der andere Mitgründer ist David Schönborn.
Das Ziel der beiden ist es, Deutschland mit bunten Pianos zu überfluten und so viele musikalische Begegnungsorte wie möglich zu schaffen – besonders für Menschen, die sonst keinen Zugang zu teuren Instrumenten haben.
Was hinter dem „Bombing“ steckt
Der Begriff „Bombing“ stammt dabei aus der Graffiti-Szene und bedeutet das schnelle, großflächige Besprühen von Wänden oder Objekten. Diese spontane, guerillahaft anmutende Energie prägt auch das Projekt: Plötzlich tauchen die Pianos im öffentlichen Raum auf – bunt, auffällig, einladend. „Im Bombing geht es darum, simple Buchstaben an präsenten Plätzen zu platzieren und das machen wir mit Klavieren – um zu zeigen, dass sie kein Sperrmüll sind, sondern bewusst dort stehen.“
Künstler wie Toni-Morgenstern wurden zu Beginn des Projekts über Instagram angeschrieben. Mittlerweile melden sich viele selbst, sogar Material-Sponsoring durch Marken wie Edding gibt es inzwischen. Bezahlt wird das Engagement nicht. Und das, obwohl die Künstler in ein Piano 60 bis 100 Stunden reine Ehrenamtsarbeit investieren.
Musik für alle – mitten im Alltag
Das Prinzip dürfte vielen Leipzigern bekannt vorkommen: Bereits die „Tastentage“ brachten öffentliche Klaviere in die Stadt. Nun wird das Konzept mit dem „Piano-Bombing“ erweitert – und für mindestens vier Wochen zum festen Bestandteil des Hauptbahnhofs.
Ziel sei es nun, mit einem sogenannten „Initial-Piano“ in jeder Stadt zu starten – begleitet von großem Medieninteresse. So sollen sich lokale Gruppen bilden, die die Idee weitertragen. Zukünftige Standorte müssen auch nur drei Bedingungen erfüllen: Sie müssen wettergeschützt und öffentlich zugänglich sein sowie sich nicht in direkter Nachbarschaft zu Wohnhäusern befinden.
Ehrenamt, Leidenschaft – und viel Improvisation
Finanziert wird das Projekt komplett privat. Die Klaviere stammen meist aus Kleinanzeigen oder werden direkt gespendet. Die größte Ausgabe ist der Klavierstimmer, dessen Kosten sich die fünf Vereinsmitglieder teilen.
Vandalismus bleibt leider ein Thema: Von bislang 22 aufgestellten Pianos wurden bereits 10 zerstört. Doch das Team lässt sich davon nicht entmutigen. „Wir machen aus der Not eine Tugend“, sagt Daniel Pflieger. „Für jedes zerstörte Piano wollen wir zwei neue aufstellen!“
„Es kann nicht genug geben“
Die Initiative sucht nun engagierte Leipziger, die das Projekt in der Stadt groß machen wollen – ob Künstler, Klavierstimmer, Transporthelfer oder Menschen, die ein Klavier spenden möchten. Ziel ist es, dass irgendwann jede Stadt ein eigenes Piano-Team hat. Und warum das alles? „Um hoffentlich mit ’nem Lächeln weiter in den Rest des Tages zu gehen.“



