- Prof. Marx hat ein Bündel Spannstahl in der Hand, der bei der Brückenprüfung unter die Lupe genommen wurde. Er sieht die Zukunft der Schandauer Elbbrücke zuversichtlich
- Gesperrt, getestet, bald wieder offen? Die Bad Schandauer Elbbrücke ist die wichtigste Verkehrsader im Elbsandsteingebirge zwischen den beiden Elbufern
Große Hoffnung in Bad Schandau: Ist die Brücke nächste Woche wieder offen?
In Bad Schandau verdichten sich die Zeichen, dass die gesperrte Elbbrücke möglicherweise schon nächste Woche wieder freigegeben wird. Die Entscheidung soll am Donnerstag bekannt gegeben werden.
Nach dem verkürzten Belastungstest und positiven Aussagen der Experten will das Landesstraßenbauamt keine Zeit verlieren. Schon am morgigen Samstag wird deshalb mit einer Einrichtung einer möglichen Verkehrsführung begonnen.
„Vorbehaltlich der finalen Prüfung durch einen unabhängigen Prüfingenieur wird derzeit die Freigabe der Brücke für den zweispurigen Verkehr mit Fahrzeugen bis 7,5 Tonnen Gesamtgewicht vorbereitet“, sagte uns ein Sprecher. Die Entscheidung am Donnerstag bleibe aber abzuwarten, betont das Landesstraßenbauamt. Ziel sei aber eine vollständige Freigabe der Brücke bis zum 10. April - das wäre nächste Woche Donnerstag.
S163 ab Samstag wieder komplett frei
Die Verkehrseinschränkungen auf der Staatsstraße 163, die wegen des Belastungsversuches nötig waren, sollen spätestens ab Samstag aufgehoben werden. Auch der Parkplatz an der Elbbrücke sowie der Elberadweg entlang des linken Ufers sind dann wieder vollständig nutzbar. Bis zum heutigen Nachmittag läuft der Abtransport der eingesetzten Großtechnik sowie der Rückbau der temporären Absperrungen.
Belastungstest wurde eher beendet
Am Dienstag und Mittwoch wurde die Tragfähigkeit der Brücke mit einem Schwerlastmodul und Gewichten von insgesamt bis zu 300 Tonnen geprüft. Was alles als böser Aprilscherz hätte beginnen und enden können, wurde aufgrund des gut verlaufenen Belastungstestes an der Bad Schandauer Elbbrücke sogar einen Tag früher beendet.
Nun wollen die Experten eine Woche lang die Daten der Schallemmissionsmessungen sowie die Risskartierung während der Belastung der Brücke auswerten und schon nächsten Donnerstag ihr Urteil fällen. Kann die Bad Schandauer Brücke, die aus dem gleichen Spannstahl wie die eingestürzte Dresdner Carolabrücke und auch vom selben Architekten gebaut wurde, bald wieder öffnen?
Spannstahl hält
Es sieht nach einem Oster-Wunder aus!
„Wir haben bisher keine Auffälligkeiten am Bauwerk feststellen müssen. Das Bauwerk sieht, was den Spannstahl betrifft, eigentlich in Ordnung aus. Also das, was in Dresden zum Einsturz geführt hat, das ist ja das, was in Bad Schandau auch befürchtet war, nämlich eine Schädigung des Stahls durch die Spannungsrisskorrosion, das sieht momentan so aus, als hätten wir das hier nicht Und das ist eine sehr gute Nachricht “, so Prof. Steffen Marx von der TU Dresden, der dem Test in Bad Schandau beiwohnte.
Die Brücke habe zwar, wie schon nach der Sperrung am 6. November festgestellt wurde, sogenannten Betonkrebs in den Pfeilern. Das seien feine Risse, die aber beherrschbar wären, so Marx. „Das wichtige ist hier, das Wasser aus der Brücke rauszuhalten“, so Marx. Und das könne entweder durch eine Carbonbetonschicht auf der Fahrbahn oder auch eine Reparatur der Risse passieren.
Neue Brücke nicht nötig?
Deswegen regt der Experte jetzt an, über einen Komplettneubau für über 100 Mio. Euro ganz grundsätzlich nochmal nachzudenken. Auch die Frage nach der Notwendigkeit der Behelfsbrücke aus Fertigteilen für weitere 31 Mio. Euro stellt sich dann ganz neu.
Marx: „Die Chance, dass wir das Bauwerk wieder für eine gewissen Zeit in Betrieb kriegen, die ist jetzt nach den momentanen Ergebnissen sehr groß. Aber wenn man darüber nachdenken will, ob man die Brücke sehr langfristig erhalten kann und das wäre aus meiner Sicht eine Überlegung wert, weil das natürlich riesige Ressourcen sind, die hier verbaut sind“, so der Professor. Dann „wäre es sehr sinnvoll“, die Analyse und Behebung der Betonschäden in die Lebensdauer der Brücke mit einfließen zu lassen. „Wenn sich zeigt, das wir das gelöst kriegen und dass vor allem das Weiterentwickeln der Schäden gestoppt werden kann, dann hätte die Brücke tatsächlich noch eine längerfristige Perspektive.“
Nächsten Donnerstag will die Ministerin für Infrastruktur, Regina Kraußhaar (CDU), die Auswertung der Ergebnisse des Belastungstestes und die nächsten Maßnahmen an der Elbbrücke Bad Schandau bekannt geben.
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Brücke seit November gesperrt
Die Elbbrücke in Bad Schandau war am 7. November überraschend aus Sicherheitsgründen für sämtlichen Verkehr gesperrt worden. Das hatte erhebliche Einschränkungen zur Folge, denn die nächste Brücke für den Straßenverkehr quert 20 Kilometer entfernt in Pirna die Elbe. Der Schiffsverkehr kann inzwischen wieder uneingeschränkt passieren.
Vorausgegangen war eine Sonderprüfung nach dem Teileinsturz der Dresdner Carolabrücke. Bei beiden Bauwerken ist Henningsdorfer Spannstahl verbaut. Da die Brücke in Bad Schandau unmittelbar nach der Carolabrücke nach ähnlicher Bauweise errichtet wurde, ist sie ähnlich gefährdet für sogenannte Spannungsrisskorrosion, die in Dresden als Einsturzursache gilt.