- Um diese mobilen Pflanzkübel mit den Bäumchen darin geht´s.
- Die Stadt hat die Dinger unter anderem auf der Merseburger Straße aufgestellt.
- Insgesamt fünf Stück davon stehen auf der "Flaniermeile" der Merseburger Straße in Leipzig.
- Hier sieht das ganze schon deutlich besser aus - auch diese Sitzgruppe befindet sich auf der Merseburger Straße ...
- Die mobilen Grünflächen sollen die Straße aufwerten.
Idee Hui, Umsetzung Pfui: Die „Wanderbäume“ von der Merseburger Straße
Ohje, was ist das denn bitte? Dieser traurige Anblick bietet sich Leipzigern derzeit auf der Merseburger Straße. Die Stadt habe dort mehrere winzige Götterbäume und Eichen in kleinen Holzkästen auf Rädern gepflanzt und nenne das Ganze „mobiles Grün“, erklärt Freie-Wähler-Stadtrat Stefan Rieger. Das sei ein Pilotprojekt des Mobilitäts- und Tiefbauamtes. Als Vorzeigeprojekt sei es aber nach seiner Ansicht so überhaupt nicht geeignet.
„Alle aufgefundenen Bäume sind halbvertrocknet“
Er kritisiert: „Anhand der Ansicht vor Ort erscheint das Projekt und der Einsatz der finanziellen und personellen Ressourcen als sehr nachfragebedürftig.“ Denn das Grün sei in einem erbärmlichen Zustand: „Alle aufgefunden Bäume sind halbvertrocknet.“ Sie hätten keine Wachstumschance und seien eher nur dünne Sträucher mit einem Trieb. Ganz so schlimm ist es nicht, wir haben uns das Ganze bei einer Umfrage vor Ort angeschaut. Anwohner und Passanten haben unterschiedliche Meinungen zu den Bäumchen (siehe AUDIO-Umfrage unten).
Stadtrat Rieger will deshalb jetzt mit einem Frage-Katalog von der Stadtverwaltung wissen, welche Kosten für das „Projekt“ entstanden seien und welchen Nutzen das Ganze denn habe. Denn „vertrocknete Baumtriebe als Werbung für ´mobiles Grün´“ seien aus seiner Sicht nicht gerade optimal. Vorsichtig ausgedrückt. „Was will die Stadt denn damit bezwecken?“ Es sei doch aktuell noch nicht mal Geld für Nachpflanzungen vorhanden, so Rieger.
Stadt verteidigt das Projekt
Auf Nachfrage hat uns ein Stadtsprecher erklärt, dass die sogenannten „Wanderbäume“ im April 2024 aufgestellt worden seien. Es handele sich um mobile Pflanzkübel mit Bäumen, die für mehr Grün sorgen und durch die Stadt „wandern“ sollen, „um an verschiedenen Orten für mehr Aufenthaltsqualität und Lebensqualität zu sorgen“. Die Idee sei aus anderen Städten übernommen worden und solle „die Bevölkerung zur nachhaltigen Mobilität inspirieren und den öffentlichen Raum neu beleben“.
Die aktuelle Umsetzung mit fünf Bäumen auf der Merseburger Straße stelle „jedoch nur ein bewusstes Provisorium dar, um die Fußgängerzone zeitnah durch eine optische Entsprechung erlebbar zu machen.“ Ein Umbau des Straßenabschnitts sei perspektivisch geplant, doch wegen der Finanzlage nur in kleinen Abschnitten realisierbar. Auch am Liviaplatz und an der Gottschedstraße sei mobiles Grün derzeit im Einsatz, heißt es weiter.
Richtige Straßenbäume seien in dem Bereich der Merseburger Straße wegen vieler unterirdischer Leitungen nicht möglich, ohne die Straße aufwendig aufzureißen. Eine Komplettsanierung sei jedoch bis 2030 derzeit nicht geplant. Die Bäume sollen nur einige Jahre in den kleinen, für die Wurzeln nicht ausreichenden Behältern bleiben und dann ausgetauscht werden. Das Projekt werde „als überwiegend gelungen“ eingeschätzt. „Anpassungen und Verbesserungen fließen jedoch laufend ein, soweit dies möglich ist.“
Ab 27. Oktober werden die Gehwege auf der Merseburger Straße umgebaut
In der kleinen „Flaniermeile“ zwischen der Karl-Heine- und Aurelienstraße sollen übrigens ab kommendem Montag die Gehwege umgebaut bzw. teilweise umgestaltet werden, wie die Stadt am Freitag mitgeteilt hat. Durchgängig mit Pflastersteinen. Kostenpunkt: rund 75.000 Euro. Die Arbeiten würden voraussichtlich bis Jahresende dauern, heißt es. Mit dem Umbau soll auch dafür gesorgt werden, dass keine Autos mehr durchkommen. Der Abschnitt sei zuletzt von Autofahrern oft als Durchfahrtsstraße oder Abstellfläche „missbraucht“ worden.




