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  • Beim symbolischen ersten Spatenstich flogen die (Erd-)Fetzen: Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (67, SPD) am Montagmittag mit Mitarbeitern der Leipziger Wasserwerke.

So ’ne teure Sch... - Warum Leipzig jetzt 200 Millionen ins Klo steckt

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„Leipzig ist in zwölf Jahren um 110.000 Menschen gewachsen – also quasi eine ganze neue Stadt“, sagt Oberbürgermeister Burkhard Jung. Klingt nach Boom-Town, doch mit mehr Menschen kommt auch mehr... na ja, sagen wir mal freundlich: Abwasser. Und genau das bringt Leipzigs altes Klärwerk im Rosental an seine Grenzen.

„Wir müssen erweitern und modernisieren – und zwar grundlegend“, erklärt Ulrich Meyer, technischer Geschäftsführer der Leipziger Wasserwerke. Seit 2011 kümmert er sich um die saubere Seite des Großstadtlebens. Jetzt steht das größte Investitionsvorhaben in der Geschichte der Wasserwerke an: Über 200 Millionen Euro fließen in den Ausbau.

Bakterien, Beton und eine Riesenbaustelle

2026 soll der Neubau der mechanischen Stufe beginnen. „Die Rechen, die Feststoffe rausfischen, der Sandfang, die Vorklärung – alles wird neu gebaut“, zählt Meyer auf. Und als wäre das nicht genug, kommt noch eine brandneue biologische Reinigung oben drauf. Große Reaktoren, in denen Bakterien fleißig arbeiten, sollen 30.000 Kubikmeter zusätzlich klären – das sei ein Drittel mehr als bisher.

Klingt nach Großbaustelle. Und das ist es auch. Und zwar eine unter erschwerten Bedingungen: „Wir bauen im laufenden Betrieb – das ist die größte Herausforderung. Improvisation ist da unser tägliches Brot“, sagt Meyer. Aber: „Wir schaffen das“, fügt er mit einem entschlossenen Lächeln hinzu.

Wasser marsch! Aber bitte sauber ...

Warum das Ganze? „Wasser ist Leben“, bringt es OB Jung auf den Punkt. „Und wir alle haben uns daran gewöhnt, dass es einfach aus dem Hahn kommt – sauber und klar. Aber das funktioniert nur, wenn auch das Abwasser richtig aufbereitet wird.“ Leipzig will auch in Zukunft garantieren, dass sauberes Wasser in die Luppe zurückfließt. Selbst mit steigendem Abwasser durch Bevölkerung und Industrie.

Meyer ergänzt: „Das neue Klärwerk wird nicht nur leistungsfähiger, sondern auch energieeffizienter und damit nachhaltiger.“ Auch Mikroplastik und Medikamentenreste sollen künftig besser herausgefiltert werden können.

Wer zahlt das eigentlich?

Natürlich ist bei so einem Mega-Projekt auch das Geld Thema. 200 Millionen Euro, das tut der Stadt erst mal weh. Aber wer muss blechen?

„Wasser ist gebührenfinanziert“, erklärt Jung. „Das heißt, am Ende tragen die Verbraucher die Kosten – verteilt über viele Jahrzehnte.“ Konkret heißt das: Ja, es wird Preisanpassungen geben. Aber laut Jung „sehr moderat“. Denn: „Bitte unterschätzt nie, was es eigentlich heißt, aus dem Wasserhahn Trinkwasserqualität zu bekommen.“

Der erste Spatenstich und ein dickes Ausrufezeichen

Für die Stadt sei der Start des Bauprojekts ein klares Signal: Leipzig meint es ernst mit nachhaltiger Infrastruktur. „Es ist ein entscheidender Meilenstein“, sagt Jung, „damit die Entwicklung dieser wunderbaren Stadt weitergehen kann.“

Und auch für die Wasserwerker ist es ein Moment mit Gänsehaut: „Nach so langer Vorbereitung können wir endlich loslegen“, freut sich Meyer. „Wir nehmen unsere Verantwortung ernst.“ Viel Geld für viel Verantwortung – und für etwas, das wir alle oft erst zu schätzen wissen, wenn’s mal nicht funktioniert ...

Audio:

Ullrich Meyer, Technischer Geschäftsführer der Leipziger Wasserwerke, erklärt die Neuerungen und deren Hintergründe.
Oberbürgermeister Burkhard Jung erklärt im Interview, warum der Ausbau des Klärwerks so wichtig ist.