- Anbau, Besitz und Konsum von Cannabis ist seit über einem Jahr in Deutschland erlaubt. Etwas legales in Leipzig zu kaufen gibt es trotzdem nicht ... (Symbolbild).
Trotz Legalisierung: In Leipzig gibt´s kein legales „Bubatz“
Man kennt’s: Ein stressiger Tag, nervenaufreibende Fahrten mit den Öffis und dann auch noch die Nachbarn, die ausgerechnet dann staubsaugen müssen, wenn man einfach nur seine Ruhe will. Kein Wunder, dass es abends schwerfällt, abzuschalten. Da greifen viele inzwischen zu einem Mittel, das lange Zeit tabu war aber seit Kurzem ganz legal ist: Cannabis.
Haben Sie schon mal gekifft? Nein? Dann sind Sie in guter Gesellschaft – aber auch die rauchende wächst: Laut dem Bundesgesundheitsministerium konsumierten im Jahr 2021 fast fünf Millionen Deutsche regelmäßig Cannabis. Und seit der Teillegalisierung vor mehr als einem Jahr dürfte diese Zahl weiter gestiegen sein.
Leipzigs Polizeipräsident kritisiert die Legalisierung
Wenig begeistert von der Legalisierung zeigte sich ein Jahr danach zuletzt Leipzigs Polizeipräsident René Demmler. Vor der Freigabe war impliziert worden, dass seine Beamten danach weniger Arbeit damit hätten. Doch das Gegenteil sei der Fall: Weil nun fast jeder Fall einzeln geprüft werden müsse und die Grenzen verschwimmen würden, bedeute das letztlich sogar mehr Arbeit.
Deutschlands neuer Bundeskanzler Friedrich Merz hat zuletzt angekündigt, die Legalisierung rückgängig machen zu wollen. Ein Video dazu mit seiner Unkenntnis der Cannabis-Bezeichnung „Bubatz“ ging viral. Das Wort wird von jungen Menschen schon seit einiger Zeit für Cannabis verwendet. Selbst FDP-Politiker Christian Lindner benutzte es bereits 2022 in einem Tweet.
Clubs statt Dealer: Wie man theoretisch legal an Gras kommen sollte
Doch wie kommt man heute eigentlich legal an Gras und wie sieht die Situation ein Jahr nach der Reform ganz konkret in Leipzig aus? Ein zentraler Baustein der neuen Gesetzgebung sind die sogenannten Cannabis-Clubs. Inzwischen gibt es deutschlandweit 106 davon, vier davon nach unseren Recherchen in Leipzig.
Darum gibt´s in Leipzig trotzdem nix
Der Leipziger Maik Machnik ist Mitte Zwanzig und hat sich gemeinsam mit ein paar Gleichgesinnten entschieden, selbst aktiv zu werden und einen Club zu gründen. Den Cannabis Social Club Leipzig e.V.: „Wir haben in unserem Umfeld rumgefragt, ob nicht irgendjemand Lust hätte, einen Cannabisverein zu gründen. Weil es keinen gab, haben wir’s eben selbst gemacht.“
Dass das nicht ohne bürokratische Hürden ablaufen würde, sei allen Beteiligten von Anfang an klar gewesen. Machnik: „Ich sag mal, der Weg zur Vereinsgründung und zur Lizenz war schon relativ lang.“ Besonders die sogenannte 200-Meter-Regel, laut der sich im Umkreis von 200 Metern keine Schulen, Spielplätze oder Bundeswehreinrichtungen befinden dürfen, habe die Immobiliensuche zur echten Herausforderung gemacht. „Das ist in einem Ballungsraum wie Leipzig gar nicht mal so einfach.“
Wer Mitglied werden will, hat es da deutlich leichter: „Mitglied werden kann man innerhalb von 15 Minuten. Man braucht nur einen deutschen Pass oder einen Aufenthaltstitel mit mindestens sechs Monaten Gültigkeit.“ Für Erwachsene über 21 gilt: Bis zu 50 Gramm pro Monat sind erlaubt – solange der THC-Gehalt unter zehn Prozent liegt. Große Hürden gibt es also kaum.
Derzeit läuft im Club jedoch noch nicht alles rund: Der geplante Eigenanbau verzögert sich, unter anderem wegen Problemen mit der Immobilie. Wahrscheinlich kann erst ab Juli
angebaut werden, einen guten Monat später dann die erste Ernte eingefahren werden. Trotzdem seien alle optimistisch: Man freue sich auf den etwas verspäteten Start in die Anbausaison.
Wer nicht so lange warten möchte, muss sich wohl oder übel außerhalb Leipzigs umsehen, denn auch der zweite Leipziger Club mit Anbaugenehmigung war für uns trotz mehrfacher Versuche einfach nicht erreichbar ...
