- Der Kältebus von Leipzig.
„Papa, was machen Obdachlose bei der Kälte in Leipzig?“
Wenn in Leipzig die Temperaturen fallen, rückt ein kleines Team im Hintergrund aus, um Menschen zu unterstützen, die auf der Straße leben. Der Kältebus Leipzig ist eine private Initiative, die aus einer einfachen Familienfrage entstanden ist: „Papa, was machen Obdachlose bei der Kälte?“ Aus dieser kindlichen Sorge heraus begann eine Leipziger Familie, Decken, warme Jacken und Suppe einzupacken – und einfach loszufahren.
Eine Initiative aus Leipzig – unterstützt vom Schulterschluss e.V.
Aus dieser spontanen Aktion ist inzwischen ein festes, ehrenamtliches Projekt geworden. Der Kältebus fährt jedes Jahr ungefähr von November bis März. In diesen Monaten – den sogenannten Kältemonaten – ist das Team fast täglich unterwegs. Der Bus fährt jedoch nicht nur bei Kälte: Auch im Sommer verteilt das Team Wasser oder Melonen, wenn extreme Hitze zur Gefahr wird. Unterstützt wird die Initiative vom Schulterschluss e.V., der organisatorisch und finanziell auf eigenen Beinen steht. Der gesamte Betrieb ist zu 100 Prozent vereinsfinanziert.
Das Team besteht aus mehreren Ehrenamtlichen und einem examinierten Krankenpfleger. Nicht jeder kann sofort mitfahren: Bei obdachlosen Menschen zählt Vertrauen – und das braucht Zeit. Viele Betroffene kennen das Team inzwischen gut und begrüßen den Bus als eine Art „Familienersatz“.
Wie erreicht man den Kältebus?
Wer den Kältebus braucht oder einen Notfall melden möchte, erreicht das Team über:
- Facebook oder Instagram unter „Streetmobil Leipzig“ oder „Kältebus Leipzig“
- Verein Schulterschluss e.V.
- direkt beim Initiator Sebastian Schauer: 0177-9761596 (Nummer für Notfälle)
Wichtig bei Meldungen: ein möglichst genauer Ort und eine kurze Einschätzung der Situation – zum Beispiel ob jemand schläft, friert oder gesundheitlich Hilfe braucht.
So läuft ein Einsatz ab
Viele Ehrenamtliche beginnen ihre Tour erst nach ihrer eigentlichen Arbeit. Die Einsätze sind flexibel und oft an Notrufe angepasst. Startpunkt ist fast immer der Plagwitzer Bahnhof: Dort kocht ein Restaurant regelmäßig Mahlzeiten für das Team, die anschließend verteilt werden.
An Bord hat der Bus alles, was in einer Notsituation gebraucht wird: Kosmetikartikel, Damenhygiene, Unterwäsche, warme Decken, Kleidung und kleinere medizinische Geräte. Der Krankenpfleger im Team kann dank seiner Erfahrung erste Einschätzungen treffen und Betroffene direkt an die richtigen Stellen weiterleiten. Die Vernetzung mit Ärzten, Krankenhäusern, Polizei und sozialen Einrichtungen ist eng.
Hilfe für diejenigen, die sonst niemand sieht
Der Kältebus richtet sich an obdachlose Menschen und Personen, die sich in akuten Notsituationen befinden. Die Ehrenamtlichen führen Gespräche, hören zu – manchmal über Stunden. Viele Obdachlose wissen diese Unterstützung zu schätzen, besonders weil sie ohne Vorurteile erfolgt. Sogar an Heiligabend ist der Bus unterwegs.
Finanzierung und Unterstützung
Der Bus finanziert sich ausschließlich über Spenden und den Verein. Erträge werden genutzt, um Ausgaben wie Diesel, medizinisches Zubehör oder Essen zu decken. Sachspenden – vor allem warme, dicke Decken – werden immer benötigt. Auch neue Ehrenamtliche sind willkommen, allerdings ist der Einstieg behutsam: Der Vertrauensaufbau zu den Menschen auf der Straße ist die Grundlage für die gesamte Arbeit.
Ein Appell, der hängen bleibt
Das Team des Kältebus Leipzig hat eine klare Botschaft: Hinschauen, nicht wegschauen. Im Notfall sollte man immer sofort Rettungsdienst oder Polizei informieren – und den Kältebus, wenn Unterstützung gebraucht wird.
Der Kältebus ist ein Beispiel dafür, wie viel eine einzelne Frage bewirken kann – und wie aus Nächstenliebe ein lebenswichtiges Projekt wird.
